Der Abend wird hier und da von ein paar kleinen Regentropfen begleitet. Das sorgt dafür, dass die kleinen Luftakrobaten, die hier auf Mückenjagd sind, sich hoch oben in den Masten auf den Salingen niederlassen. Kaum bleiben die Regentropfen in den Wolken stecken, startet die ganze Horde Schwalben auf einen Schlag und schießt wild durcheinander. Ein schönes Schauspiel.
0 Comments
...am Wochenende hat auch seine gute Seite, ich kann die Spuren von vier Wochen Salzwasser vom Rumpf entfernen. Langsam wird der Wal aus seiner Box geschoben und quer vor den Steg am Ende der Boxengasse gelegt. Dann kommt der GFK-Reiniger und die Teflon-Politur aus der Backskiste. Gut, dass die Sonne scheint, denn so macht die ganze Arbeit einfach mehr Spaß. Erst die Steuerbordseite und das halbe Heck, dann die andere Seite. Jetzt glänzt der Wal in der Abendsonne und zur Belohnung gibt es im Cockpit Sekt und einen leckeren Espresso.
Nach dem es heute Morgen schon Geschenke in der Koje gegeben hat, ist für heute Abend ein thailändisches Geburtstagsmenü auf dem Wal geplant. Das Geburtstagskind hat ausgesucht und wir genießen ein leckeres Menü im Cockpit mit einem Prosecco. So klingt der letzte Urlaubstag mit einer kleinen Feier aus. Zur Belohnung spielt im Hafenlokal eine Liveband auf und es schallt gute Musik herüber. Dank der modernen Technik kann ich einen schönen Überblick der Reise darstellen. Wir sind mit dem kleinen Wal
765,4 nm (Für die Landratten: 1417,53 km) gesegelt und haben sehr viel Schönes erlebt. Manches überraschend, manches spannend, manches einfach anders, aber eines steht ganz sicher fest: Wir machen die Reise mit dem Wal sofort wieder. Einen ganz lieben Dank an alle Leser und die schönen Kommentare. Heute stehen die letzen Seemeilen von Naarden nach Lelystad an. Die Strecke, die der Wal 2014 im März als erste große Fahrt in seinen neuen Heimathafen unternommen hat. Ganze 22 nm, schon eine lange Strecke für das IJsselmeer, im Verhältnis aber ein kurzer Ritt. Der Start verzögert sich noch ein wenig, denn wir müssen den Kiel von weiteren Algen befreien. Beim Auslaufen stockt der Motor fast, denn es löst sich noch ein großer Brocken und treibt hinter uns her. Endlich läuft es wieder gut. Für den Kurs zum Heimathafen weht der Wind günstig und wir kommen mit Schmetterlingssegeln gut voran. Die Strecke ist schneller bewältigt, als wir wollen. Noch durch die Schleuse und dann schleichen wir nur mit der Fock langsam in Richtung Flevomarina. Wir wollen gar nicht wirklich zurück. Vor dem Heimathafen treffen wir befreundete Segler, auch hier merkt man, daß Urlaubszeit ist, denn es sind ganz viele Boote unterwegs. Vor dem Hafen dürfen wir noch helfen, indem wir einen Segler abholen und zu einem anderen Boot bringen um zu helfen, denn der Gaszug ist gerissen. Jetzt können wir endlich richtig einlaufen und den Wal an seinen Liegeplatz bringen. Nun schaukelt er sicher vertäut in seiner Box.
Abends, bei einem leckerem Glas Rotwein laufen schon die Planungen für den nächsten großen Törn. Die niederländische Segelzeitung "Zeilen" hat einen Bericht über die deutschen Nordseeinseln, gut erreichbare schöne Ziele. Heute ist ein richtig fauler Tag. Der Himmel ist super blau und die Sonne strahlt schon fast den ganzen Tag auf uns herab. Ist ist auch mal schön, gemütlich im Cockpit zu frühstücken, dann in der Sonne zu faulenzen und später noch ein wenig mit dem Rad in die Festungsstadt zu radeln. Später gibt es dort noch in dem Lokal "Fine" ein leckeres Abendessen. Dort sind wir schon zweimal gewesen und es war immer ein klein wenig besonders.
Morgen geht es dann auf die letzten Seemeilen heim nach Lelystad. Nach einem gemütlichen Frühstück in der Morgensonne brechen wir in Amsterdam mit dem Ziel Naarden auf. Die alte Festungsstadt Naarden hat ihren eigenen Reiz und hier im Hafen habe ich den kleinen Wal gefunden, zwei gute Gründe hier hin zu segeln. Dazu kommt das leckere Lokal Fine, in dem wir für morgen Abend einen Tisch reserviert haben. Es ist etwas Schönes, ohne den Druck des Tidestroms losfahren zu können wann man möchte. So fahren wir die letzten Seemeilen durch den Kanal und mitten durch die Stadt Amsterdam. Gerade bei unserer Ankunft gehen die Schleusentore auf und wir können mit einem ganzen Schwung Segelbooten hinein fahren. Denken wir, denn kaum sind wir an den Toren angekommen, muss ich mit dem Rückwärtsgang kräftig auf die Bremse treten und den Wal zum Stehen bringen. Eines der vor uns eingefahrenen Segelboote hat ein missglücktes Anlegemanöver gefahren und steht quer in der Schleuse. Es ging aber noch einmal alles gut und alle Boote passen hinein. Man merkt deutlich, dass es überall Ferien sind. Es sind viel mehr Segler unterwegs und an vielen Stellen müssen wir doppelt aufpassen, haben aber auch hier und da etwas zum Schmunzeln. Wir warten dann noch ein paar Minuten vor der Klappbrücke, die uns vom IJsselmeer trennt. Nach der Brücke setzen wir sofort die Segel und rauschen hinaus aufs Wasser und genießen den kurzen Schlag vor dem Wind hinüber nach Naarden. Heute ist nur die Brücke, unter der wir hindurch segeln, aufregend, nicht die Anzahl der Seemeilen oder die großen Wellen in einer sehr großen Hafeneinfahrt. Eine schöne Begegnung gibt es morgens noch in der Marina in Amsterdam, wir treffen noch einmal kurz den Skipper der Männercrew aus Oostende, die nach Hoorn müssen. Er ist in Scheveningen viel später los gefahren und sagte, dass es ja ganz schön windig war und er die ganze Zeit die Gedanken im Kopf hatte, dass man bei 6 Windstärken besser nicht in diese großen Einfahrten der Seehäfen wie IJmuiden fahren sollte. Ich finde es schön, dass sich auch die Skipper auf den großen Booten Ihre Gedanken machen und Sorgen haben. Er fragte auch, ob wir bei dem vielen Wind gut hergekommen sind, was der kleine Wal ja gut gemeistert hat. Auf dem IJsselmeer ist wirklich Sommer. Im südlichen Teil, dem Markenmeer, gibt es immer wieder Probleme mit Algen im Wasser. Wir haben auf unserem Weg auch das eine und andere Feld gesehen, das schon bis an die Oberfläche reicht und bei der Einfahrt in Naarden stellen wir fest, dass wir die Algenfelder nicht nur gesehen haben. Der Motor dreht in seiner normalen Geschwindigkeit und wir tuckern mit ganzen 2,5 kn vorwärts. Versuche, vor- und zurückzufahren helfen leider nicht, es gibt nur die eine Lösung und die ist schrecklich. Ich muss ins Wasser. Die Entenfamilie sieht nur einen großen Brotkrümel im Wasser und kommt freudig und neugierig angeschwommen. Einfach mal schauen, was da im Wasser planscht. Ich hoffe nur, dass sich das Bad gelohnt hat und der Wal übermorgen wieder los rast und das Ruder nicht so vibriert.
Ganz eindeutig die Nordsee. Der Tag fängt mit Regen an. Um kurz nach sieben zieht es uns aus dem Hafen von Scheveningen und auf der Nordsee erwartet uns eine leichte Brise aus nördlicher Richtung. Der Wind nimmt ein wenig zu und wir kommen gut voran. Auch der erste Kreuzschlag hinaus auf die Nordsee bringt uns unserem ersten Ziel, IJmuiden, näher. Klar, dass wir zum Abschluss noch einmal kreuzen müssen. Nach der Wende kommt eine dicke schwarze Regenwolke auf uns zu, dreht den Wind aber auch so, dass ich sehr gut unser Ziel anliegen kann. Dann ist die Wolke durch und wir haben zum Glück keinen Regen abbekommen, die Wolke hat die Sonne zurück gelassen, aber auch eine Menge Wind und hohe Wellen. Ich berge das Großsegel und wir hangeln und die letzten sechs Seemeilen mit eingerollter Fock und Motor kreuzend zur Hafeneinfahrt vor. Immer wieder klettert der Wal aus einem Wellental den nächsten Wellenberg hinauf, um krachend über den Kamm ins nächste Wellental zu stürzen. Es ist ein kleiner Kampf. Endlich ist die Einfahrt erreicht und wir bekommen über Funk die Erlaubnis, einzulaufen. Ein riesiger Schiffsbagger dreht in der Einfahrt seine Runden und macht es zu den Wellen noch ein wenig spannender. Gefühlt haben wir die Einfahrt sehr gut gemeistert. Nur ganz klar hat die Nordsee zum Abschluss noch einmal gezeigt, sie ist ein großes Wasser und man muss hier besondere Vorsicht walten lassen. Schleuse und der Nordseekanal sind schon fast langweilig, wie wir unterwegs feststellen, dafür aber beschaulich. Jetzt genießen wir die Ruhe in der schönen Marina Amsterdam und lassen nach einer langen heißen Dusche den Abend ausklingen.
Heute steht der letzte lange Schlag des Urlaubs an. Von Belgien in die Niederlande. Es geht morgens auf belgische Art und Weise ein wenig gemütlicher los. Die Schleuse von Oostende macht erst um 7 Uhr auf. Hoffentlich kommen wir noch im Hellen an. Gemeinsam mit einer holländischen Crew schleusen wir. Wo es hingeht, oh nach Scheveningen, so weit, ist aber guter Wind. So beschließt die Männercrew auf dem anderen Boot, das auch zu machen. Wir setzten die Segel und langsam geht die Reise los. Der Wind ist noch recht durchwachsen und schiebt den Wal an. In der Segelsprache, achterlicher Wind. Ich segel ein paar Halsen und versuche, das Beste aus dem Wind zu machen. Dann dreht er ein wenig und jetzt läuft es gut, mit Schmetterlingssegelstellung. Das erste große Hindernis ist die Einfahrt in die Scheldemündung in Richtung Antwerpen. Es herrscht reger Schiffsverkehr an Frachtern und ich mogel mich durch. An einer Stelle liegt ein untergegangener Frachter und es ist schon komisch, dass man die Brücke noch aus dem Wasser gucken sehen kann. Nur den Robben scheint das gut zu gefallen, denn dort schaut eine von ihnen lange aus dem Wasser und zu, wie der Wal an ihr vorbei fährt. Der nächste spannende Moment folgt fast sofort. Es rumpelt am Himmel und über Land brauen sich Gewitter zusammen. Also erst einmal die Segel zusammen packen und schauen, was passiert und ob wir etwas von dem Wetter abbekommen. Zum Glück bleiben die Gewitter an Land hängen und ich kann wieder die Segel ganz setzen und weiter rauschen. Der Wal macht super gute Fahrt und die Seemeilen rauschen nur so dahin, was bei der langen Strecke sehr gut ist. Nach zwei weiteren Navigationspunkten auf unserem kleinen GPS-Plotter nähern wir uns Rotterdam Europort. Die Anlagen des großen Hafens sind von weitem zu erkennen und auch das große Feld an ankernden Frachtern. Ob wir da gut durch kommen? Ich habe mich über Funk angemeldet und fahre einen Slalom um die großen Frachter. Von Containerfrachter bis Supertanker ist alles dabei. Wir haben wohl gerade die Rushhour erwischt. Zumindest fühlt es sich auf dem Wasser so an. Die Fahr geht auf die letzten Meilen und die Niederlande haben uns wieder. Der Urlaub klingt leider langsam aus. Langsam geht die Sonne unter und wir erreichen zufrieden den Hafen Scheveningen. Es war eine sehr gute Überfahrt und wir haben nur 14 Stunden gebraucht. Nur in dem Jachthafen hält uns nichts, denn der ist rappelvoll. Morgen geht es weiter, nach Amsterdam.
Am gestrigen Sonntag ist meine Mutter in Oostende zu Besuch gekommen, über den wir uns sehr gefreut haben. Da die Fahrt doch etwas weiter von uns ist, ist sie bis heute geblieben, denn heute steht ein Zwangsstopp an. Bei schönen Sonnenschein heult es gerade heftig. Am Strand rollen große Wellen ans Ufer und Wind mit 6 Bft. rauscht über das Wasser. In den Böen sogar noch stärker. Da gehört man nicht auf die große Nordsee. So bummeln wir durch das alte Seebad oder sitzen gemütlich auf dem Wal in der Sonne. Im Moment sagt der Wetterbericht, dass der Wind sich bis heute Abend ausgetobt hat und wir Morgen mit 4 Windstärken aus West auf den langen Schlag nach Scheveningen gehen. 72 nm, das ist noch einmal ein ganzes Stück Küste, dass wir absegeln. Also tanken wir jetzt noch ein wenig Kraft dafür.
Morgens um zwanzig vor vier den Kopf aus dem Vorluk stellen und ihn mit den Worten - "Es ist kein Wind, Du möchtest doch nicht unbedingt zur Burg hoch. Wir segeln jetzt los" - zurückziehen. Die Meuterei ist quasi vorprogrammiert. Dover Port Control gibt einen Wetterbericht von SW 9kn über Funk durch. Alles macht einen guten Eindruck und der kleine Wal fährt in die aufgehende Morgensonne. "Und das sollen keine Wellen sein?" - Der Wal hüpft trotz des flauen Windes übers Wasser. Vor dem Hafen von Dover steht auch bei 2 Bft. ein anstrengender Schwell und das Schiff wird in alle Richtungen geschubst. Nach fünf Seemeilen beginnt der erste spannende Teil der Großschifffahrtsstrecke. Es ist schon ordentlich Verkehr, aber man kann sich gut durch die Riesendampfer mogeln und sie alle in sicherem Abstand passieren. Am Ende des zweiten Stücks der Großschifffahrtsstrecke kann ich schon segeln und es kehrt Ruhe auf dem kleinen Wal ein. England versinkt hinter dem Horizont und die Gastfahne wird eingeholt. Dabei wird die ein oder andere Träne verdrückt, denn es war eine sehr schöne Zeit an der englischen Küste und mit Paulchen Panthers Worten: "Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät? Keine Frage wir kommen wieder."
Langsam kriecht die französische Küste aus dem Morgendunst und am Horizont nimmt ein graues Boot Kurs auf den Wal. Ich muss doch ein wenig wie ein Strandschmuggler ausschauen, denn der französische Zoll kontrolliert mich und stellt über Funk die Frage, wo wir denn herkommen und ob das Boot auch das Boot ist, mit dem ich hingefahren bin? Mit meinem liebsten Gesicht schaffe ich es, die Zöllner davon zu überzeugen, dass ich weiter segeln darf. Langsam nimmt der Wind zu. Er bringt dabei den blauen Himmel mit und es wird immer wärmer. Wir rauschen entlang der weiten Strände und Industrieanlagen auf Belgien zu. Zwischendurch schaut noch ein verdutzter Seehund aus dem Wasser, keine vier Meter entfernt. Taucht dann aber wieder ab und sucht seine Mahlzeit. Endlich kippt die Tide und wir rauschen auf Oostende zu. Am Ende kommt das Spielkind in mir heraus und der Spinnaker geht hoch und der Wal prescht voran. Wenn ihn eine große Welle anschiebt, zeigt die Logge auch schon mal als 10 kn über Grund an. Ein irre gutes Gefühl und macht dazu richtig Spaß. Die Einfahrt in Oostende war noch spannend, denn der kräftige Strom musste gut bedacht, werden um sicher in den Hafen zu kommen. Hier empfängt uns ein pulsierendes Seebad. Livemusik am Strand, angenehme Wärme und viele fröhliche Menschen. Jetzt liegen wir im Mercator-Hafen vertäut und lassen den Abend mit einem Glas Rotwein ausklingen. Es war heute eine gute Kanalquerung und der Wechsel vom Atlantik in die Nordsee. 67nm in etwas über 13 Stunden mit einem Schnitt von 5,2 kn. Echt gut. |
Archives
November 2024
|