An Land werden die Boote abgespritzt und poliert. Hier und da ein letzter Trainingsschlag gesegelt.
Was man sagen kann, jung und alt, sowie groß und klein fahren bei der Regatta mit.
Von Old School bis Hightech.
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Es ist diese gewisse bleierne Schwere vor einem großen Wettkampf. Es gibt immer noch Kleinigkeiten zu optimieren oder eben, wenn alles perfekt ist, abzuwarten. An Land und auf dem Wasser herrscht dieses Treiben. Die Hafenmeister fahren mit den Motorbooten hin und her, verschieben noch Schiffe, um Platz für die vielen Rennziegen zu schaffen, die sie morgen erwarten. Hier und da bitten sie noch andere Segler, sich an eine andere Stelle zu legen.
An Land werden die Boote abgespritzt und poliert. Hier und da ein letzter Trainingsschlag gesegelt. Was man sagen kann, jung und alt, sowie groß und klein fahren bei der Regatta mit. Von Old School bis Hightech.
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Um 8 Uhr ablegen ist eine echt gemütliche Zeit. Sonne und Wolken wechseln sich ab und so geht es die paar Seemeilen den Solent hinauf nach Cowes, der Stadt der Segler. Am Ende von unserem Steg hat ein Superrenner festgemacht. Dort wo die "Superjachten" anlegen dürfen, liegt die "Hugo Boss". Sie ist hier und da aus der Werbung bekannt. Hinter ihr ist schon einmal jemand Wasserski gefahren und eine andere Werbung zeigt, wie jemand beim Segeln zum Mast hoch spaziert. Ein schneller Rennsegler. Mit ruhigem Wasser und schiebenden Tidenstrom verlassen wir den Hafen von Portsmouth mit einer ganzen Horde holländischer Segelboote. Alle scheinen das gleiche Ziel im Westen zu haben. Wie immer müssen wir kreuzen, denn wir haben immer noch westlichen Wind. Auf dem Weg nach Cowes liegt eine kleine Untiefe mitten im Solent. Ich fahre mit dem Gedanken, das schmale Fahrwasser nutzen die großen Frachter bestimmt nicht und segele südlich an der Untiefe zu vorbei. Aber weit gefehlt, an der schmalsten Stelle kommt ein "normaler" Stückgutfrachter entlang und aus der anderen Richtung ein Supercontainerfrachter und der kleine Wal drängt sich an den Rand der Fahrwassers. Hier gibt es aber genügend Platz und so entsteht keine gefährliche Situation. Das Osborne-Haus, die Sommerresidenz der Queen Victoria, leuchtet über das Wasser. Dann biegen wir um die Ecke und laufen auf die Mündung des Medina River zu. Wir fahren bis zu der kleinen Marina Shepards Wharf und machen den Wal am Steg fest. Da schaut auch schon der junge Hafenmeister vorbei und erklärt uns, dass wir bis morgen um 12 Uhr bleiben können, danach ist der Hafen mit über 100 Schiffen ausgebucht. Am Wochenende läuft die Regatta "Round the Island Race" mit ganz vielen Teilnehmern und bestimmt einer großen Party hier in Cowes. Überall sind dafür schon Fahnen gehisst und wenn man durch die Fußgängerzone von Cowes geht, ist das Segeln überall präsent. Es gibt fast mehr Segelsportgeschäfte als normale. Und immer noch schön ist der altehrwürdige Laden des Fotografen "Beken of Cowes" zu betrachten. Hier gibt es so viele schöne alte Bilder. Die Fotografenfamilie ist eine Tradition hier.
Der Tag ist grau und wolkenverhangen. Die Sonne schaut nur ganz kurz hinter den Wolken hervor. So steht einem weiteren Besuch der seglerischen Geschichte von Portsmouth nichts mehr im Weg. Bei der Fährfahrt von Gosport nach Portsmouth - wir müssen immer erst einmal über das Wasser fahren - fährt eines der Trainings-Segelboote des Clipper-Round-the-World-Race aufs Wasser. Alle sind dick in Ölzeug verpackt und der Wind heult. Beste Bedingungen, um sich auf eine Fahrt auf den Ozean vorzubereiten. Unser erstes Ziel ist die HMS Victory. Vor dem Betreten werden wir von einem netten Herren darüber belehrt, dass es auf dem Schiff dunkel, flach und rutschig ist. Man soll sich bitte überall vorsichtig bewegen. Ein Schild weist darauf hin, dass es in einigen Bereichen nur 1,50m hoch ist. Ich bin gespannt, was uns erwartet. Auf dem Schiff schlägt einem ein leicht modriger Geruch des alten Holzesentgegen. Das Schiff ist 250 Jahre alt und steht stolz in seinem Trockendock. Überall gibt es begeisterte Helfer, die große und kleine Anekdoten zum Schiff zu erzählen wissen. Immerhin sind das Schiff und sein Admiral Nationalhelden. Auch wenn er die Heimfahrt nach seinem Sieg vor Trafalgar in einem Brandyfass antreten musste. Die Stelle, an der Nelson tödlich verwundet wurde, wie auch sein Sterbeplatz sind auf dem Schiff besonders markiert. Über steile Stiegen wandert man von Deck zu Deck durch das große Segelschiff, ein sogenanntes Linienschiff, das querab zum Feind gesteuert wurde und eine Breitseite von über 50 Kanonen abgefeuert hat. Von Deck zu Deck wird die Stehhöhe begrenzter. Am Ende muss ich tief gebückt durch das Deck gehen. Die Besatzung hauste zwischen den Kanonen und die Arbeitsräume wie Segelmacherei oder Schreinerei liegen unterhalb der Wasserlinie. Hier ist auch das kleine Krankenhaus aus damaliger Zeit. Viele Details des Seemannsalltag sind liebevoll hergerichtet und werden sehr anschaulich gezeigt. Von der HMS Victory geht es zur Mary Rose von Heinrich dem VIII. Das 500 Jahre alte Schiff ist 1982 im Solent gehoben worden und 20 Jahre lang gewässert und konserviert worden. Fast die gesamte Steuerbordseite mit Decks ist erhalten. Leider wird das alte Schiff gerade noch einer Renovierung unterzogen und man kommt nicht in die gesamte Ausstellung, die bestimmt sehr spannend und vielschichtig ist. Hier einige wenige Schnappschüsse von dem, was uns hinter der verschlossenen Türe erwartet. Der Himmel hat seine Schleusen geöffnet und der Regen fällt in dichten Bahnen vom Himmel. Gegenüber der HMS Victory gibt es noch ein kleines Museum über das Linienschiff und seine Geschichte. Hier kann man auch etwa über das Segeln oder Seemannsknoten lernen. In der ersten Etage findet man eine Ausstellung von Galionsfiguren. Hier haben sich die Erbauer sehr Unterschiedliches jeweils als kleines Kunstwerk für die Spitze des Schiffes einfallen lassen. Noch ein kleiner Nachtrag zu gestern, der etwas andere, makabere Spielkasten mit der Hinrichtung eines Brandstifters. Englischer Humor eben...
Eine Frage, die schon einmal vor ein paar Tagen aufkam, nach dem wir die "Straße von Dover" passiert haben.
Sind wir noch auf der Nordsee oder ist der Kanal ein eigenes Gewässer? Und die Antwort ist spannend, der kleine Wal schwimmt auf dem Atlantik. In dem Wikipedia Eintrag über den Ärmelkanal wird das schön erklärt, an welcher Stelle der Übergang zwischen den beiden Meeren ist. Das fühlt sich jetzt alles noch ein kleines Stück größer an für die kleine Balena. Dank der Welt des Internets erstehen wir ein günstiges Onlineticket für den Museumsbereich von Portsmouth. Hier sind die großen Schiffe der erfolgreichen Vergangenheit der englischen Marine zu sehen, wie auch schöne kleine Geschichtsmomente. Immerhin lebten damals in dem heutigen Café "The Dockyard" 300 wilde Katzen oder man schaut im Gang zu den Toiletten in alten bewegten Schaukästen bei der Hinrichtung eines Brandstifter in London zu. 20 Pence machen es möglich. Vor mehr als 35 Jahren, bei unserem ersten England-Törn mit der Pimms, sind wir von Brighton aus mit dem Bus nach Portsmouth gefahren und haben die HMS Victory besucht. Damals lag sie noch mitten im Marinegelände. Heute ist ein großer Teil davon Museum und sehr interessant. Für heute haben wir uns die HMS Warrior vorgenommen. Ein Kriegs-Dampfsegler mit einer bewegten Geschichte bis heute. Als einer der letzten Überlebenden aus seiner Zeit hat er den Weg ins Museum gefunden. Das stolze Schiff liegt vorne an, neben dem kleinen trocken fallenden Hafen am Fährsteiger. Die Dimensionen sind schon andere. Wenn man darüber nachdenkt, mit welchem schaukelnden Gang wir nach dem Tag gestern Abends zur Dusche gegangen sind, spürt man hier auf dem großen Schiff überhaupt die Wellen? Schön ist, dass man auf dem großen Segler überall hin darf und nicht an jeder Ecke ein Verbotsschild steht. Und wenn man unten, tief im dunklen Bauch, an den Kohlebrennern des Dampfkessel entlang geht, bin ich schon sehr froh, meinen Job zu haben und nicht so einen. Die Szene ist mit der schummrigen Beleuchtung sehr real nach gestellt. Je weiter man im Schiff nach hinten kommt, also weiter weg von den großen Dampfkesseln und Kolben, die die Schiffsschraube antreiben, gelangt man zum Luxus an Bord. Hier wohnen die Offiziere. Sie schlafen in Betten und nicht in Hängematten über den Mannschaftstischen zwischen den Kanonen. Obwohl hier und da auch in einer Offizierskabine eine Kanone steht. Eindeutig eine Zweiklassengesellschaft. Auf dem Rückweg inRichtung Bug gelangt man zur Kombüse und dem Mannschaftsdeck. Hier herrschte das raue Leben. Danach schauen wir uns noch ein wenig auf dem Gelände um und beschließen, dass morgen die HMS Victory und die Mary Rose von Heinrich dem VIII. unser Ziel sind. Zur Stärkung gibt es ein leckeres Stück Kuchen mit Kaffee. Auch in England haben die guten italienischen Kaffeemaschinen Einzug gehalten. Von dort erkunden wir noch ein wenig das Ufer am Fähranleger von Portsmouth.
Hier gibt es den Untergang für jeden Segler, ein Factory Outlet mit einem Musto-Laden. Ein "must have", am besten alles. Die Beute haben wir dann durch den Regen zum Wal geschleppt und jetzt strahlt wieder die Sonne. Später gibt es bestimmt noch einen schönen Sonnenuntergang mit ein wenig Wind. Da der kleine Wal gestern 14 Stunden lang immer nur hoch am Wind gesegelt ist, hat es ganz viele Wellen gegeben, die ein Stück von ihnen über ihn gegossen haben. Das sieht man heute Morgen am Deck deutlich. Die Sonne hat alle Wasserreste getrocknet und das schöne Meersalz zurück gelassen.
Heute steht Ausschlafen auf dem Programm. Keine Tide und kein Wind, der uns früh aus dem Bett treibt. Einfach liegen bleiben und schlafen. Also bis jetzt :-)
Jetzt gibt es noch einen Early Morning Coffee und nach einem leckeren Frühstück machen wir uns auf die Spuren der großen Seefahrer auf. Davon gibt es hier in Portsmouth genügend zu entdecken. Die HMS Victory von Lord Nelson, die HMS Warrior und das Mary-Rose-Museum, mit den Resten und Fundstücken des Schiffes von 1511. Ich denke, dazu gibt es dann in Portsmouth noch das eine und andere zu entdecken. Dafür lacht gerade die Sonne vom Himmel. Am Ende des Tages lacht das Ziel Portsmouth mit seinem weithin sichtbaren Symbol, dem Spinnacker Tower. Wie Nicole feststellt, eigentlich eine Platzverschwendung, wenn man genau hinschaut. Nur wie kommt man zum Ende dieses Tages, um dann im Cockpit England-Island auf dem Laptop zu schauen. Man startet morgens um halb sechs bei Westwind. Die ganze Nachts über hatte die Crew des Wals die Ohren gespitzt, ob das Heulen des Windes über Nacht zurück geht. Ein wenig ja und wir machen uns auf den Weg. Der Wind kommt wie so oft von vorne und wir kreuzen dagegen an. Es geht den ganzen Tag bei großen Wellen, die aus dem Ärmelkanal hereinrollen, für den Wal rauf und runter. An Bord gibt es keine ruhige Minute. Immer wieder heißt es Wenden und dann wieder hart an den Wind. Als wir dann endlich die gefährlichen Sände und Klippen vor Selsey Bill passiert haben, kentert auch die Tide und schiebt den kleinen Wal mit Vollgas in den Solent. Wir freuen uns jetzt auf einen ruhigen Hafen und darauf, einfach ein wenig die Seele baumeln zu lassen. Und auch einmal ausschlafen. All das ist für die kommenden Hafentage geplant. Nur wird es wirklich schön ruhig?
An der Hafeneinfahrt ist ein Rummelplatz und ein Hovercraft fuhr vor uns her. Die sind wirklich laut. Wir haben uns über Funk beim Hafen gemeldet und einen Steg zum Anlegen zugewiesen bekommen. Steg 12c, Ostseite, schnell ist der Wal sicher vertäut und wir machen uns auf zum Harbouroffice. "Wow, ich fürchte, ich kann gleich noch ein Foto von Muttis Haarfön in den Toiletten hier machen. Das ist ja immer noch wie vor 35 Jahren." Es hat sich wirklich wenig geändert, außer der Name des Betreibers. Ist schon spannend zu sehen, wie wenig sich manchmal ändert und über schön lässt sich zum Glück streiten. Nachdem alles geregelt ist, machen wir uns auf in die Stadt und lassen uns überraschen, was uns dort erwartet. Für den Weg dahin nehmen wir die "Volks Railway", eine kleine Elektrobahn, die am Strand entlang führt. Der Reiseführer spricht von Rummel, Feiern und Junggesellenabschieden, aber auch schönen und ruhigen Ecken. Ich möchte auf jedenfall in das "alte" Viertel, das "Original" Fischerdorf, mit schmalen Gassen und kleinen Geschäften. Dort bin ich im letzten Urlaub umhergegeistert und fand es damals gut. Heute ist es hip und es gibt viele gute, teuere und Trödelgeschäfte. Die Gassen, aber auch Straßen sind gut gefüllt und die ganze Stadt pulsiert. Über allem liegt eine ruhige Fröhlichkeit. Künstler haben ich sich in den Gassen auf allen möglichen Ecken verewigt. Schön auch, dass ich beim planlosen Wandern durch das Fischerdorf über den Pub "The Pump House" stolpere. Die Karte und Beschreibung des Pubs hat meine Mutter auf unserer ersten Englandreise mitgenommen und sie klebt immer noch im Fotoalbum, das wir zur Vorbereitung durchgeschaut haben. Von hier fallen wir fast in den Pavillon der Queen Victoria. Hier ist es schlagartig still. Das Pulsieren der Stadt unterwirft sich der königlichen Ausstrahlung und alle verhalten sich ein wenig ruhiger. Einzig die Eichhörnchen sorgen für entzückte laute Ausrufe, die kleinen Gauner krabbeln aber auch flink, majestätisch und völlig entspannt frech über die Wiesen. An der Promenade ist dann wieder alles wie es sein soll, eine große Feier. Auch das Wetter macht mit und hängt schöne Wolken an den Himmel. Dazu gibt es eine strenge Brise und wohl Spannendes auf dem Wasser. Plötzlich wirkt es hektisch in der Rettungsstation. Menschen in Überlebensanzügen bevölkern das Rettungsschlauchboot und bereiten es fürs Auslaufen vor. Dann rasen sie hinaus und bei uns am Steg gegenüber beginnen die Hafenmitarbeiter, die Boote weiter hinein zu schieben und Pilonen aufzustellen. Hier wird Raum für einen Havaristen gemacht. Dann wird er auch schon herein geschleppt und vor den Steg bugsiert. Manche helfen und manche schauen mit den Händen tief in der Hosentasche vergraben zu... Der Abend endet in einem Pub beim Fußball der deutschen Jungs gegen die Slowakei. Jetzt fehlt nur noch das vier zu null. Mal schauen, ob sie das noch schaffen. Ist schön, hier im Englischen Pub Deutschland zuzuschauen.
Tidegewässer haben es in sich. Der Wecker muss in der Regel auf eine unmenschliche Zeit gestellt werden, damit man den Strom mit sich hat und er einen voran schiebt. Für den heutigen Tag heißt das fünf Uhr. Und das im Urlaub. Halb fünf, um den Wal herrscht absolute Stille und damit fällt die Entscheidung, vor dem Wecker aufzubrechen, denn es soll ein Segeltag werden. Wir teilen uns die Halb-sechs-Schleuse in Eastbourne mit einem Fischer, der zur Arbeit aufs Meer fährt. Die Stille des Morgens ist einfach schön. Schnell sind wir aus dem Hafen ausgelaufen und haben die Segel gesetzt. Der flaue Wind erwartet uns gemeinsam mit einer großen Welle des gestrigen Windes. Flapp - Flapp - Flapp. Die Segel kommen kaum zum Stehen und es ist der Strom, der uns voran treibt. Dazu weht der wenige Wind wie angesagt aus Westen, genau von vorne und wir müssen wie so oft kreuzen. Der Blick zurück Richtung Dover entschädigt ein wenig, denn der Morgennebel steht wundervoll in den Tälern zwischen den Klippen. Immer mehr setzt sich eine leichte Morgenbrise durch und der Wal fährt immer schneller voran. Und dann ist es so weit, erst taucht die rote Kappe am Klippenrand auf, dann sieht man ein wenig mehr und langsam schiebt sich der Leuchtturm von Beachy Hed hinter der höchsten Kreidefelsenklippe von England hervor. Die Sonne belohnt den Blick und strahlt alles wärmend in einem schönen Licht an. Was ist das, ein Schatten an der Wasseroberfläche? Dann prustet es leise und der kleine Schweinswal, der beim Wal vorbeischaut, taucht wieder auf. Er hat eine ganz kleine Flossen und schwimmt seelenruhig seine Bahn in die andere Richtung. Er ist zum Anfassen nah vorbei geschwommen.
Der Wind frischt weiter auf und unser Kurs folgt kreuzend den Kreidefelsen Richtung Brighton. Auf dem Weg liegen noch die Seven Sisters, die in der Sonne klar auszumachen sind. |
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August 2024
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