Der kleine Wal hat alles in diesem frühen Törn gemeistert und uns sicher bei allen Bedingungen über das Wasser gebracht oder im sturmgepeitschten Hafen einen warmen und geborgenen Platz unter Deck geboten. Es waren schöne Tage und doch ist es schön, den Heimathafen am Horizont zu entdecken.
Wir starten recht früh, da am Ende noch die Heimfahrt mit dem Auto steht. Am Anfang ist das Wasser bei dem ablandigen Wind ganz ruhig. Aber das Log zeigt, dass die Wahl für das erste Reff gut war. Nach kurzer Zeit wachsen die Wellen und die Fahrt wird immer wilder. Ich begebe mich aufs Vorschiff, um das Dritte Reff einzustecken. So surfen wir die Wellen hinunter und werden keinen Zentimeter langsamer. Kurs auf die erste Landmarke, kurz vor Enkhuizen. Kurz vor dem Hook entschließe ich mich dafür, dass Großsegel ganz zu bergen, denn wir rasen durch den Wind getrieben immer schneller voran. Und kaum haben wir das Hook passiert, zeigt sich, dass die Entscheidung, das Großsegel zu bergen Richtig ist. Am Horizont türmen sich schwarze Wolken auf und sehen nach ganz viel Wind und Regen aus. Was da wohl an Wetter in der Wolke steckt? - Kurze Zeit später wissen wir es und zum Glück streifen wir nur den Rand der Wolke. Vorne Regen und Grau bis an den Horizont, über uns Grau und viel Wind, hinter uns blauer Himmel und Sonne. Verrückt, aber hoffentlich ist die Sonne bald wieder beim Wal. Die Sonne kommt, aber der Wind hält sich noch und so geht die Fahr Kurs Flevomarina in Lelystad stürmisch weiter.
Der kleine Wal hat alles in diesem frühen Törn gemeistert und uns sicher bei allen Bedingungen über das Wasser gebracht oder im sturmgepeitschten Hafen einen warmen und geborgenen Platz unter Deck geboten. Es waren schöne Tage und doch ist es schön, den Heimathafen am Horizont zu entdecken.
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...angespannt geht der Blick voraus. Man kann dem aufgewühlten Wasser ansehen, dass ein starker Strom quer zur Einfahrt setzt. Es heißt auf Wiedersehn Texel. Es war ein stürmischer Frühjahrsbesuch. Die ersten drei Seemeilen fahren wir unter Motor, denn der Strom kommt uns schon entgegen. Dann macht ein Aufkreuzen keinen Spaß, denn eigentlich fährt man dabei zurück. Und wenn man ein Ziel vor Augen hat, muss man die Hilfe dazu nehmen. Das gereffte Großsegel unterstützt und wir machen gute fünf Knoten durchs Wasser. Über Grund leider nur 2,5 Knoten. Somit dauert der Weg bis zur ersten Tonne, an der wir Richtung Den Oever abbiegen, eine gute Stunde. Dann geht die rauschende Fahrt unter Segel zur Schleuse los. Der Wind und Strom stehen nach der Tonne günstig und wir kommen schnell voran. Den Oever rückt immer näher, man kann es am Horizont schon ausmachen. Hin und wieder schiebt eine große Welle den kleinen Wal mit 6,5 Knoten über das rauschende Wattenmeer. Vor der Schleuse durch den Abschlussdeich des IJsselmeer haben wir Glück, denn kurz hinter uns läuft ein Frachter in den Hafen ein und möchte auch schleusen. Es ist zwar ein komisches Gefühl, mit dem kleinen Wal hinter so einem großen Frachter in die Schleuse zu fahren, aber alle Ampeln an der Drehbrücke und der Schleuse bleiben für uns auf Grün. Am Himmel türmen sich immer mehr Wolken auf. Manche schön und anschaulich, manche grau und dunkel, voller Wind und Regen. Leider kommen die Regenwolken aus Richtung Medemblik und der Wal schiebt immer mehr Lage. Kurz nachdem wir die Ecke passiert haben, wo es hoch an den Wind auf Medemblik zu geht, muss ich das Großsegel bergen. Der Wind pustet einfach zu kräftig und wir liegen mehr schräg, als das wir voran kommen. Selbst unter Fock kommen wir noch mit fast 5 Knoten voran und laufen kurz nach einem kleinen Regenschauer in den Stadthafen von Medemblik ein. Nun geht es auf zu einem Stadtbummel.
Ein leichter Glanz fällt mit der Abenddämmerung auf den Hafen. Er hat den Sturm gemeistert und ist stolz auf sich. Die Möwen sitzen auf dem Steg und bereiten sich wie der kleine Wal auf die Nacht vor. Morgen heißt es früh Reise Reise, um mit dem richtigen Strom und einem guten Wind nach Den Oever zu segeln und von dort weiter nach Medemblik. Bestimmt treffen sich die Segelboote aus dem Hafen heute Nacht heimlich, um dann flüsternd, damit die Eigner und Crews nicht geweckt werden, über den heutigen Sturm und vergangene Abenteuer zu erzählen.
...wenn die Perspektive stimmt. Die große Anzeigetafel sagt nur noch ZW 6Bft. und die Welt normalisiert sich langsam wieder. Das Heulen des Windes tritt in den Hintergrund und der Alltag nimmt wieder Fahrt auf. Jetzt gab es erst einmal eine heiße Dusche und gleich Nudeln mit Pesto. Dazu einen guten Tropfen Rotwein und morgen mit 4 Bft. Kurs Heimat.
...und der Wal schaukelt heftig an seinen vielen Leinen. Es tobt, grollt und pfeift draußen und ich hoffe, dass das Sturmgebiet bald durchgezogen ist.
Nach dem leckeren Frühstück geht es auf zum Zähneputzen und in Richtung Ort, um noch die eine und andere Kleinigkeit einzukaufen. Der Wal schaukelt heftig im Sturm gepeitschten Wasser und genießt die Sonnenstrahlen. Wir hatten uns ein Zeitfenster bis 14 Uhr gesetzt, dann wollten wir zurück sein, denn nach der Windprognose würde etwas später der Kern des Sturmes die Insel Texel streifen. Hier und da muss man sich schon jetzt ordentlich gegen den Wind stemmen, um überhaupt einen Schritt vorwärts zu kommen. Gut, dass es im Supermarkt geschützt ist und man den Sturm für einen Moment vergessen kann. Der Rückweg wird unerwartet sportlich. Der Sturmkern hat sich ein wenig gesputet und rollt mit heftigen Böen durch den Hafen. Es ist gerade Flut und das hochstehende Wasser kocht richtig. Wenn ein solche Böe uns erwischt, müssen wir mehrere Schritte rennen, um nicht zu stolpern oder umgepustet zu werden. Im Hafen zeigt sich, dass der Wind bei 9 Bft. angekommen ist. Auf der Anzeigetafel an der Ausfahrt ist hin und wieder auch eine 10 oder 11 Bft. zu lesen. Der Wind ist einfach nur heftig und laut. Jetzt die letzten Meter über den wackelten Steg zum Wal und dann ist Faulenzen angesagt. Gut, dass der kleine Wal sich so tapfer schlägt und das alles treu mit macht.
"Komm, wir gehen zusammen zum Waschhaus..." - Und kaum ist das schützende Cockpit des Wals verlassen, zerrt der starke Wind an der Kleidung. Auf dem Steg schiebt er erst heftig und nach dem Abbiegen versucht er einen ins Wasser zu schubsen. Endlich ist das warme Waschhaus erreicht und hinter der Tür ist auch der Wind ausgesperrt.
Auf dem Rückweg fegt es einen fast die Treppe herunter, und dann muss man sich auf dem schwankenden Steg gegen die Böen stemmen, um überhaupt einen Schritt vorwärts zu kommen. Es heult nicht mehr, die Luft wird von einem grimmigen Grollen erfüllt, das alles einnimmt. Die große Anzeigetafel zeigt immer wieder 9 Bft. an. Der Wind ist somit bis zu 88 km/h schnell und das ist ganz schön flink. Der Wal liegt konstant schräg, denn alleine der Mast wirkt jetzt als großes Segel. Dazwischen gibt es immer wieder klitzekleine Momente, die still sind, so als ob der Wind Puste holt, um weiter zu toben. Dazu prasselt der Regen aufs Deck und es wird nicht wirklich hell.
Die Wetterkarte sagt im Moment, dass wir noch am Anfang stehen und das Spektakel bis zum Mittag weiter geht. Ein richtig ungemütliches Wetter und der arme Wal ist mitten drin, aber wir sind geborgen in seinem Bauch in der Koje. ...oder hat hinter dem Deich jemand ein verspätetes Osterfeuer angezündet? Langsam nähern sich die Vorboten des stürmischen Tags morgen; das Barometer fällt immer weiter, der Wind heult laut in der Takelage vom Wal und das Wetter zaubert ein spannendes Farbenspiel in den Abendhimmel.
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August 2024
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