Der Morgen beginnt erst einmal mit dem Frühsport. Laufen und Mountenbike fahren sind angesagt. Ja, auch mit dem wilden Rad kann man sehr gut in dem flachen Lelystad unterwegs sein. Es gibt dafür eine Strecke mit vielen überraschenden und guten Hindernissen sowie Herausforderungen. Der Kurs macht richtig viel Spaß.
Dann gibt es ein leckeres Frühstück in der Sonne und eine Runde segeln. Es heult schon wieder verdächtig in den Masten.

Beim Auslaufen stecken wir das erste Reff ein und es geht mit rauschender Fahrt los. Die Logge steht irgendwie immer wieder auf Anschlag und die Boote, die uns entgegen kommen, liegen ganz schön auf der Seite. Kurz nach dem Kraftwerk segel ich erst einmal eine Halse und es geht raumschot Kurs Fluchthafen. Der kleine Wal rast über das IJsselmeer und es macht einfach nur Spaß. 
Für den Rückweg steht wie so oft ein Kreuzkurs an, damit wir den Hafen erreichen. Dafür ist das erste Reff und der vielen Wind zu wenig. Das Großsegel muss weiter verkleinert werden. Da jetzt eine gute Welle steht, die die Balena wild reitet, ziehe ich die Schwimmweste mit dem Lifebelt an und picke mich in die Rettungsleine ein, die zum Vorschiff führt. Das mache ich zum einen für die Sicherheit, denn so bin ich immer mit dem Schiff verbunden und habe beim Arbeiten beide Hände frei. Schnell ist das dritte Reff eingebunden.
Jetzt geht es mit dicken Böen und guter Schräglage hoch am Wind zurück in den Hafen. 

...und endet mit einem wundervollen Sonnenuntergang am blank geputzten Himmel. 

Während das Gewitter langsam abzieht, werden stolz die neuen Bewohner am Steg gezeigt. Was das Schwimmen angeht, schauen sie noch nicht ganz begeistert, aber immerhin können sie es gut.

Dann geht es los zum Segeln. Am Horizont grummelt es nur noch in der Ferne und gefühlt ist der Wind gerade ganz weg. Warum habe ich nur die ganz kleine Fock drauf getan, denke ich mir.

Es dauert aber nicht lange, bis ich mir sicher bin, das die kleine Fock genau richtig ist. Denn der Wind nimmt rasch zu und schnell ist das Wasser aufgewühlt und schwere Böen rollen über die See. Als der kleine Wal das erste Mal droht, aus dem Ruder zu laufen, berge ich das Großsegel ganz. Es ist eine ganz schöner Balanceakt, vorne auf dem Deck im Wind zu stehen und das Segel auf dem Baum fest zu zurren. Aber es klappt alles gut und die Balena rauscht unter kleiner Fock mit guten fünf, teilweise sechs Knoten dahin. Die ruppige Fahrt geht schnell voran. Die Sporttonne 1 zieht vorbei und dann ist auch schon die halbe Strecke bis zum Fluchthafen zurückgelegt. Gefühlt nimmt der Wind immer noch zu und so drehen wir um Kurs Hafen. Zum Ende hin, als die Balena den Schutz des Deich verlässt, wird es richtig rau. Wir müssen noch ein wenig anluven und immer wieder steigt eine Welle ein und spült ganz viel Wasser über das Deck. Ein richtiger kleiner Hexenkessel. 
Bei Windfinder werden bei den aktuellen Windstärken am Fluchthafen, der in der Mitte des Deiches liegt, 7 Windstärken angezeigt. Das ist echt viel.

Das Deck ist geschrubbt, die Segel gewechselt und es soll losgehen zu einer schönen Segelrunde aufs IJsselmeer. Auf dem Wasser weht eine ordentliche Brise und lockt für schönes schräges Segeln. 
Doch dann kommt das leise Grummeln aus der Ferne. Dazu die dunkle Wolkenwand und schon ist der Regen da.
​Also gibt es erst einmal etwas zu essen und wir warten noch ein wenig ab.

Ein paar Schnappschüsse bei wundervollem Abendlicht. Auch nach fünf Jahren ist es immer noch ein schöner Hafen. Ja, der süße alte Ort mit dem einen und anderen Geschäft fehlt ein wenig, aber der Raum und die Sicht ist hier in der Marina einfach besonders. Dazu noch das weitläufige Segelrevier direkt vor dem Hafen.

Jetzt liegt der kleine Wal wieder an seinen gewohnten vier Leinen in seiner Box in der Flevomarina.
Auf dem Weg dorthin gibt es ab der Untiefentonne einen schönen Spinnakergang, der am Ende richtig schnell wird. Der Wind hat wie angesagt gut zugelegt und heult jetzt in den Masten. Kaum liegen wir in der Box, kommt eine kleine Entenfamilie vorbei geschwommen und staubt ein wenig Brot ab. In unserem Hafen ist es schon sehr schön. Die ersten Chartergäste kommen an und besteigen die gemieteten Schiffe. Somit gibt es jetzt noch ein wenig Hafenkino.

Gerade ist der kleine Wal mitten auf dem IJsselmeer unterwegs. In alle Richtungen ist viel Wasser und jeweils in der Ferne Land zu sehen. Gestartet ist die Balena recht früh in Hindeloopen und segelt gerade bei dem leichten Wind Kurs Untiefentonne, um dann in Richtung Flevomarina abzubiegen. Hier sind nicht mehr so viele Boote unterwegs wie noch beim Spinnakersegeln vor Stavoren. Es ist gerade wunderschön hier draußen und schade, dass die Woche Segelurlaub sich dem Ende nähert. Wenn das Wetter so bleibt, muss im August auch noch einmal eine Segelwoche her.
Gestern haben wir uns in Hindeloopen mit Gerd und Ela aus Erftstadt getroffen und noch einmal sehr lecker gegrillt. Gerd ist gerade in Warnemünde Deutscher Meister im Korsar geworden und beide hatten eine Menge von der Regatta zu berichten.

Der Morgen ist noch ganz still, nur die Sonne lacht schon auf die vielen Boote und das nahende Niedrigwasser wird bald für wuselige Geschäftigkeit im Hafen sorgen.

Wir schaffen es noch vor der ganzen Horde zu starten und tuckern langsam aus dem schlafenden Hafen. Überall sieht man Köpfe aus den Schiffen schauen, bald geht es auf vielen Schiffen los. Draußen geht es bei einer leichten Brise entlang der Inselküste. Es ist ein Genuss, in der Morgensonne zu sitzen und langsam dem neuen Ziel entgegen zu segeln. Gut, dass der Strom so kräftig schiebt.

Das Ziel Hindeloopen ist erreicht, die Lorenzsluis hat uns ohne lange Wartezeiten aus dem Wattenmeer ins IJsselmeer entlassen. Es wollten auch deutlich weniger Schiffe zurück als hinaus aufs Wattenmeer. Die Häfen dort werden in den nächsten Tagen wohl überquellen. Was ich bei diesem super Wetter auch mehr als verstehen kann.
Der Wind hat ab Mittag dann ganz den Urlaub eingereicht und hinterlässt nur bleiernes Wasser auf dem IJsselmeer. Wir motoren die letzten Meilen bis Hindeloopen und beobachten, wie die Moderne auf Altes trifft. Der Gennaker macht auf dem Plattboot einen super Eindruck und bei etwas Wind wird es losrasen. 

Wir bekommen eine gemütliche Box und es ist recht ruhig im Hafen. Eine Gruppe Jugendlicher erinnert mich ein meine alten Zeiten im Sommer hier im Hafen. Wir haben die gleichen Dinge angestellt wie sie heute. Nur das abendliche Smartphonetreffen am WLAN gab es noch nicht.
​Wir haben dafür den Segelladen und Metzger überfallen und die Beute auf den kleinen Wal geschleppt. Es gibt einen leckeren Grillabend auf der Balena im Sonnenuntergang.

Für heute steht nichts auf der Agenda, außer dem leckeren Abendessen in der Texelschen Bodega um 19 Uhr.
Bis dahin kann der Tag einfach so verbummelt werden. Ein wenig Radfahren, mal auf einer Bank in der Sonne sitzen, über die vielen unerfahren Radfahrer schmunzeln, die sich über die Insel quälen, ein wenig einkaufen und dabei über die Mengen an jungen Leuten stauen, die mit den Plattbooten raus auf die Insel gekommen sind, dem Heulen des Windes zuhören und neue stille schöne Ecken mit Wald auf der Insel entdecken. 
So ein Tag ohne Termine und Alltagshektik hat schon etwas. Man kann sich einfach mal treiben lassen und dabei noch kleine, frische Eier beim Bauern aus dem Korb kaufen.