Erst einmal ist frühes Aufstehen angesagt, denn die optimale Tide sagt, dass wir um halb sieben auslaufen sollen. Die Morgenroutine startet mit Brote schmieren und Kaffee kochen. Dann schmeißen wir den Diesel an und tuckern aus dem Hafen. Die Wolken hängen noch tief und als geschlossene Decke am Himmel. Wir haben soviel Lagen wie möglich unter die Segelkleidung angezogen und doch kriecht die Kälte langsam hindurch.
Schnell sind die Segel gesetzt und wir steuern die erste Fahrwassertonne an. Da der Strom ordentlich schiebt, muss ich gut vor halten, um die Tonne auf dem schnellsten Weg zu erreichen. Zwei Boote, die mit uns gemeinsam unterwegs sind, machen das nicht ganz geschickt und so hänge ich auf der sich an die Fahrwassertonne anschließenden Kreuzschläge gegen den Wind eine deutlich größere Etap 37 ab. Das macht Spaß am kalten Morgen.
Nach einiger Zeit lässt der Wind deutlich nach und wir motoren wie alle anderen die letzten Seemeilen bis zur Schleuse. Das hat den Vorteil, dass ich die Dieselheizung anschmeißen kann und es im Bauch vom kleinen Wal gemütlich warm wird. Die Schleuse von Den Oever ist schnell mit vier Segelbooten gemeinsam passiert und auf dem IJsselmeer bricht die Wolkendecke langsam auf. Wir saugen die wärmenden Sonnenstrahlen förmlich auf. Leider lässt, wie angesagt, der Wind deutlich nach und wir schleichen voran. Er schläft eine zeitlang sogar ganz ein, was für einen kleinen IJsselmeerfliegen Überfall sorgt. Dann kann man aber von weitem beobachten, wie sich der Winddreher durchsetzt und die Boote am nördlichen Horizont wieder segeln können. Dann kommt der Wind auch bei uns an und ich baume die Genua aus, so dass wir mit Tradewindsegeleinstellung auf die Flachwassertonne zu rauschen. Nicole schlummert auf der einen Cockpitbank in der Sonne. Man kann schon fast kurze Hosen anziehen. Dann noch eine Halse und wir rauschen mit raumen Wind und sechs Knoten auf die Flevomarina zu.
Nach beinah 12 Stunden segeln und 44 Seemeilen kommen wir kurz vor 18 Uhr an und stolpern ein klein wenig in die Box. Es ist aber alles gut gegangen und wir liegen jetzt wieder an allen vier Leinen fest.