Jedes Jahr findet auf der Insel Texel eine große Katamaran-Regatta statt. Das Highlight ist dabei, die Runde um die Insel zu segeln. Heute Morgen um 08:40 Uhr war am Paal 17 der Start und gerade segelt das Feld bei Südwest 5 am Hafen vorbei und sorgt für schöne Bilder. Wenn die Crews am Ziel sind, wissen sie, was sie getan haben.
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Beim Aufwachen platschen die Regentropfen auf das Deck. Es schüttet immer wieder wie aus Kübeln und in der Ferne ist Donnergrummeln zu hören. Der Weg zur Dusche wird zu einem Tauchgang und da soll sich heute wirklich noch die Sonne zeigen? Buienradar behauptet, ab 12 Uhr soll der Regen nachlassen und es soll sich aufklaren. Heute können wir sogar die Uhr danach stellen und mieten um halb eins zwei Fahrräder, um noch ein wenig von der Insel zu erkunden. Die Sättel sind zwar noch nass, aber in der Ferne ist schon ein klein wenig blauer Himmel zu erkennen. Der Regen hat auch etwas gutes, die ganze Insel leuchtet in saftigen Farben von grün bis rot. Und die vielen Schafe lassen sich die saftigen Weiden schmecken. Wir radeln gegen den Wind nach Den Horn, um doch noch einmal bei dem Sternekoch vorbei zuschauen. Der Ort mit seiner weithinsichtbaren Kirche schmiegt sich in eine Bodenwelle, um sich so weit es geht vor den Stürmen der letzten Tage zu verstecken. Es ist ein schmucker Ort und hier ist auch die Koordinationsstelle für Flaschenpostversand ansässig. 'Bin Jef' macht von außen eine sehr guten Eindruck und der Duft nach leckerem Essen, der über der Gasse schwebt, lädt zum Speisen ein. Wir ziehen am Ende dann doch einen Abstecher zum Strand vor, auch wenn er einen Kampf gegen den Wind durch die Dünen mit sich bringt. Hier ist er aber, der blaue Himmel und er hält sich tapfer. Die Sonne sorgt auch direkt für eine angenehme Wärme. Am Strand steht eine Informationstafel über eine Pipline, die von See her Sand aus Baggerschiffen an Land transportiert. So wird hier die Insel gegen das stetige Nagen des Meeres gesichert und erhalten. Dann geht es durch die Dünenlandschaft zurück nach Den Burg. Hier ist der Einkauf für das Abendessen geplant. Wir lassen uns mit den Rädern durch die schmalen Gassen treiben und landen vor dem Freya, einem kleinen Lokal, das bei Tripadvisor gute Kritiken bekommen hat. Auf dem Schild steht, wenn die Tür offen ist, einfach nach einem freien Platz fragen oder die Telefonnummer opbellen. Leider ist dir Türe verschlossen und so rufe ich durch und frage in Niederländisch, ob es für den Abend noch einen Tisch gibt. Eigentlich nein, aber zu unserem Glück hat ein Gast abgesagt und wir bekommen für kurz vor acht einen Tisch. Die Menükarte vor der Tür verspricht auch ein gutes Abendessen. Ich bin gespannt, wie das Abendessen wird, denn ich bin nicht so ganz überzeugt. Doch bevor es vom Hafen in die Inselhauptstadt geht muss noch ein Hinderniss überwunden werden. Ein Junge vom Nachbarschiff ist in der Kurve mit seinem Rad gestürzt und hat sich das Knie aufgeschlagen. Erst als Papa vom Boot geholt wird, versiegen die großen Kullertränen und langsam wird alles gut.
Jetzt geht es auf in das kleine Abenteuer. Noch einmal müssen wir gegen den Wind ankämpfen, kommen aber gut voran und schließen in der kleinen Gasse unsere Räder an. Dann gehen wir in das kleine Lokal. Im inneren ist es murkelig warm und unsere Gesichter fangen sofort an zu glühen. Die 8 Tische sind bis auf einen voll besetzt. Jung und alt hat sich eingefunden und auf das Abendmenü eingelassen. Wir fühlen uns direkt wohl und es ist richtig heimelig. Die junge Frau, die alleine bedient freute sich, dass wir angekommen sind und zeigt uns den letzten freien Tisch. Sie lobte auch unser niederländisch und freute sich, dass wir es versuchen. Schnell ist die Vorspeise und der Hauptgang ausgesucht, dazu ein leckerer Chianti und, ich kann es nicht anders beschreiben, einfach lecker. Wirklich überraschend und umwerfend lecker. Den Abschluß bildet ein Schokoladeneisberg mit Schlagroom. Wow. Die Atmosfähre, das Essen, der Abend, einfach gelungen, so wie der blaue Himmel, der dem Tag seine gute Seite gegeben hat. MIt der jungen Dame, die den ganzen Abend das kleine Restaurant versorgt hat unterhalten wir uns noch einem Moment und sie erzählt uns davon, dass sie bald nach Frankreich in die Provonce in den Urlaub wollen, um lecker zu essen. Ich bezahle dann und gebe nach meinen Gedanken ein Trinkgeld. Das hat dann wohl zu einer Überraschung geführt, denn die Dame kam noch einmal zu uns an die Tür und fragte, ob ich den Schein nicht verwechselt hätte. Ich sagte nein und sie freute sich total. Sie verabschiedete sich mit den Worten, "davon trinken wir in Frankreich einen leckeren Wein". Wir zogen mit einem Lächeln zurück zum Wal, im Wissen, das heute zwei gute Taten von uns ausgegangen sind. Ein schöner Tag, der mit dem Vollmond und einem Sternenhimmel seinen Abschluß im Cockpit findet. Zum Nachmittag hin ist der Himmel aufgerissen und die Sonne hat sich immer öfter gezeigt. Jetzt, in den Abendstunden blöken die Schafe in den Sonnenuntergang und der Abend klingt gemütlich im Cockpit aus.
Über Nacht prasselt der Regen aufs Deck und läßt auch in den Morgenstunden nicht wirklich nach. Dazu hängen die Wolken immer noch tief am Himmel. Bei so einem Wetter fällt das aufstehen wirklich schwer und ein fauler Tag ist eingeläutet. Erst mal einen Kaffee trinken, dann eine lange heiße Dusche. Später einen kleinen Bummel in den Ort, der zum einen etwas leckeres für das Abendessen mit sich gebracht hat und ein fluffiges Schaffell. So gibt es auf jedenfall immer warme Füße.
Was ich heute Morgen fast nicht für möglich gehalten habe, ist doch eingetreten, die kurzen Hosen sind wieder an die Beine gewandert und man kann im Cockpit ein wenig in der Sonne liegen. Es wird langsam besser und ich hoffe auf zwei sonnige Inseltage, bevor sich der kleine Wal wieder in Segelabenteuer stürzt. Das Heulen und Pfeifen in den Masten nimmt kein Ende, dazu gibt es immer wieder einen heftigen Regenschauer mit 8ter Windböen. Zum Fahradfahren lädt das nicht ein. So buche ich kurzerhand Tickets für den Texelhopper und es geht in den Hauptort der Insel. Geplant ist ein kleiner Stadtbummel und später ein Besuch im Supermarkt. Heute müssen wir wieder selber kochen. Hoffentlich wird es im Ansatz so lecker wie das Abendessen im Packhuus gestern. Die Wolken hängen immer noch tief und lassen immer wieder einen kalten Regenschauer herab prasseln. Da tut die kleine Verspätung des Hoppers schon weh. Im Ort tauen wir uns erst einmal in verschiedenen Läden auf und schauen, was sie zu bieten haben. "Schau mal, dass sieht aber nett aus", ist der Kommentar zu dem kleinen Restaurant am Ende der Fußgängerzone. Wir ziehen aber erst noch ein Stück weiter, um auf dem Rückweg einzukehren. Es gibt Burger vom lokalen Rind oder Lamm. Auf Texel wird sehr an die Umwelt gedacht, was ich gut und bemerkenswert finde. Wir sitzen warm und essen dann auch noch super lecker. Ich denke, es wird niemals mehr einen Hamburger von McDonalds geben. Der Rückweg mit dem Hopper wird noch einmal spannend, denn der kleine Bus ist recht voll. Bei mir vorne sitzt ein Hund und schaut fasziniert durch die geschlossene Türe. Er beobachtet die an ihm vorbeirasende Welt, denn der Fahrer fährt einen heißen Inselreifen. Dann eine Vollbremsung, denn es gibt auch hier Linksabbieger, die dann die ganze Straße blockieren. Einkaufstaschen plus Hund rutschen purzelnd durch den Bus nach vorne.
Dann steht der Bus sicher, der Vierbeiner rappelt sich auf und alles wird wieder eingesammelt. Am Ende sind wir wieder sicher im Hafen angekommen. Beim leckeren Abendessen ist es gerade so still, das man es nach den zwei stürmischen und sehr lauten Tagen kaum glauben kann. Die Regentropfen prasseln auf das Deck und der Wind heult in den Masten. Es fegen immer noch stürmische Böen über den kleinen Wal und die Wolkendecke ist zum Greifen nah. Noch kommt beim Pfützenspringen keine rechte Freude auf. Hoffentlich klart es später am Tag ein wenig auf.
Mittags bummeln wir in die Hafenstadt Oudeshild, um zu schauen, ob noch alles am rechten Fleck ist und vielleicht ein Schaffell den Weg mit nach Hause findet. Es gibt dafür einen schönen Laden mit einer großen Auswahl. Erst einmal treffen wir auf große Bagger, die am Deich arbeiten. Wir finden auch eine Tafel, die beschreibt, wo zur Sciherung des Hinterlandes an den Deichen und deren Erhöhung gearbeitet wird. In einem Land, in dem viele Stellen unterhalb des Meeresspiegels liegen ist das ganz wichtig. Schnell ist die Runde durch den Ort gedreht. Auf dem Heimweg schiebt der Wind und die kräftigen Böen schubsen uns immer wieder unkontrolliert vorwärts. Das Wasser im Hafenbecken kocht wie bei dem Sturm, den wir letztes Jahr Ostern auf Texel erlebt haben. Gefühlt ist der Heimweg anstrengender, als der Hinweg gegen den Sturm. Die Informationstafel zeigt immer noch Süd, Südwestwind an und jetzt taucht immer öfter eine 10 auf der Anzeige auf. Der Weg über den Steg ist ein kleiner Balanceakt und gerade legt sich der Wal wie beim Segeln auf die Seite. Die ganze Luft ist von einem Heulen und Brüllen erfüllt, das bald lauter als jedes Rockkonzert ist. Noch einige Eindrücke aus dem stürmischen Hafen.
Der kleine Wal segelt gerade im Hafen von Texel. Zumindest fühlt es sich so an. Der starke Wind kommt leicht von der Seite und so liegt die Balena ständig ein wenig schräg. Der Mast hat genügend Segelfläche. Die Informationstafel zeigt ständig ZW 6 mit Böen von 8 Beaufort. Das wird heute ein spannender Tag.
Südwest 4, später 5, Böen von 6 möglich, dazu anfänglich eine Wolkendecke, sagt der Wetterbericht. Der Sonnenaufgang zeigt sich auch mit einer leichten Wolkendecke. Den Wind kann man hinten in der letzten Ecke vom Hafen noch nicht einschätzen. Schnell ist das Frühstück vorbereitet, der Kaffee in die Thermosbecher gefüllt und los geht es. Erst einmal Kurs Den Oever zur Schleuse durch den Abschlussdeich. Beim Auslaufen werden die Segel gesetzt und kaum hat der Wal den Hafen verlassen, schalten wir den Motor ab. Durch den ablandigen Wind ist es eine gemütliche Fahrt mit leise plätschernden Wellen und ganz viel Ruhe. Um diese frühe Zeit ist noch niemand unterwegs. In der Einfahrt von Den Oever kommen uns zwei Boote entgegen. Die Schleuse steht noch offen und schaltet dann auch für uns auf Grün. Langsam fahren wie in die Schleusenkammer ganz nach vorne, doch der Andrang bleibt aus. Um halb zehn schließen sich die hinteren Schleusentore und die Balena schwimmt kurz darauf im Salzwasser. Die ganze Luft riecht einfach anders. Hier und da weht der Wind Tang und Teer heran, eben ein erstes Stück Seehafen. Vor der Drehbrücke müssen wir noch ein paar Kreise drehen, denn auf der anderen Seite sammeln sich die ersten Segler, die auf dem Heimweg sind. Man spürt auch schon eine steife Seebrise und beim Setzen des Großsegels binde ich direkt das erste Reff ein. Dazu rollen wir die Fock nur ein wenig aus. Es steht quasi nur ein kleines Handtuch vorne und los geht die Fahrt durch das rauschende und schäumende Salzwasser. Der Himmel hat aufgeklart und die Sonne lacht zum Wind vom Himmel. Erst geht es mit raumen Wind voran und dann langsam immer höher an den Wind. Eine Passage im Wattenmeer ist dabei, von der ich von Anfang an befürchtet habe, dass wir einen Kreuzschlag machen müssen. Der Wind pfeift in der Takelage und langsam werden die Wellen höher, klar, bei 8 Meter Wassertiefe. Ich stecke noch das zweite Reff ein. Jetzt segeln wir zwar aufrechter, aber es geht imme noch mit fast 6 Knoten voran, also durchs Wasser, über Grund sind wir mit dem schiebenden Strom viel schneller. Jetzt kommt der Knick im Fahrwasser und die Schoten werden dicht gezogen. Hoch am Wind stampft der Wal durch Wellen und immer wieder kommt ein Schwall Wasser übers Deck geschossen. Gut, dass es gegen das Sprayhood klatscht und wir geschützt bleiben. Der Wind ist uns wohlgesonnen, denn es geht nur hoch am Wind durch die wilde Passage. Es steht jetzt bei 20 Meter Wassertiefe Strom gegen Wind und so türmen sich hohe Wellen auf. Endlich können wir Richtung Texel abbiegen und der Wal macht sich einen Spaß daraus, die großen Wellen hinab zu surfen. Irgendwie scheint es einen Trend zu geben, Boot hinter Boot kommt uns entgegen und fährt Kurs IJsselmeer. Vor der Hafeneinfahrt nehmen die Wellen etwas ab und wir können die Segel sicher bergen. Vor der Einfahrt wird es noch einmal spannend, denn im selben Moment biegt ein großes Plattbodenschiff mit gesetzem Großsegel um die Ecke. Ich kann mit einem kleinen Schlenker warten und mogle mich nicht dazwischen, was mir einen Gruß vom Steuermann als Dank einbringt. Langsam fahren wir zum Jachthaven und suchen uns einen schönen Platz aus. "Schau mal, die Information sagt ZW 6", ja, eine ganz schön ruppige Überfahrt. Kaum ist der kleine Wal vertäut, steht eine junge holländische Familie vor uns und sagt, sie haben den Wal erst am Motor und dann an seinem Namen erkannt. Sie sind Vorbesitzer, die auch eine ganze Zeit mit dem Wal gesegelt sind. Sie sind ganz begeistert, wie gut er ausschaut und sich hier und da verändert hat. Eine schöne Begegnung.
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March 2024
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