An der Schleuse zwischen Watten- und IJsselmeer warten wir fast eine Stunde. Hoffentlich fällt dem Bordclown etwas Gutes zur Überbrückung ein.
Der Morgen beginnt langsam, denn laut dem Abfahrtplanung müssen wir erst nach Mittag los segeln. Gegen halb eins hält es uns nicht mehr im Hafen und wir legen ab. Mit rauschender Fahrt und gutem Strom geht es auf das kurze Stück mit Kurs Den Helder. Der raume Wind lässt schon ahnen, dass gleich wieder der ungeliebte Kurs anliegt und es mal wieder heißt: Zicke-Zacke-Hühner-Kacke und wir aufkreuzen müssen. Ab dieser Fahrwassertonne heißt es Kurs Ost. Zum Glück sind wir nicht alleine gegen den Wind unterwegs und es entsteht ein kleiner Wettkampf, wer denn das Ende von diesem Fahrwasser als erster erreicht hat. Das Schöne sind die Zaungäste, die sich auf der Sandbank in der Sonne aalen und wahrscheinlich denken, was machen die Menschen da Komisches. Hier in der Sonne ist es doch viel schöner. Schön, dass es wieder so viele Kegelrobben im Wattenmeer gibt. Jede Kursänderung eröffnet neue schöne Blick auf den Horizont und entschädigt ein wenig für die vielen Wendemanöver, die wir segeln müssen. Manchmal haben wir das Gefühl, über die Alpen zu fahren, denn das Meer ist mit Schaumbergen, die wie Schnee wirken, überzogen. An der Schleuse zwischen Watten- und IJsselmeer warten wir fast eine Stunde. Hoffentlich fällt dem Bordclown etwas Gutes zur Überbrückung ein. Mit dem letzten Licht des Tages erreichen wir Medemblik und ergattern einen Liegeplatz im Pekelharinginghafen.
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Heute heißt es wieder Reise, Reise. Die Sonne und ein strahlend blauer Himmel locken, nur der Wind pustet noch sehr stark. Die Böen erreichen auf der Anzeige im Hafen noch 6 Bft. Zum Glück haben wir ja noch etwas Zeit, denn die Tide steht nach Mittag günstig und dann soll auch der Wind abnehmen...
Der Tag heute steht unter dem Zeichen: schön langsam. Nach einem gemütlichem Frühstück mit sehr leckerem frisch gepressten Orangensaft machen wir uns auf, den Hauptort Burg noch einmal in diesem Jahr zu besuchen. Die kleine Fahrradkarte der Insel zeigt einen schönen Weg durch das goldene Dreieck der Insel. Diese Region blickt zurück auf das 17. Jahrhundert und ist mit den alten Gutshöfen zwischen den kleinen Hügeln eine weite und verwunschene Landschaft. Hinter jeder Ecke entdeckt man einen wundervollen neuen Blick. Mal in die Ferne, mal in einen verwunschenen Wald. Und kommt man vom Streifzug durch den verwunschenen Wald zurück, haben die einheimischen Wächter von Land und Wasser die modernen Fortbewegungsmittel in Beschlag genommen und wollen sie auch nicht wieder frei geben. Der Hauptort der Insel ist gut besucht und es macht Spaß, durch die Gassen zu streifen. Es gibt Ecken an denen die Menschen sich knubbeln und unter der alten Eiche in der Sonne ihren Kaffee genießen. Aber daneben finden wir auch Gassen, die im Blütenmeer und Ruhe erstrahlen. Texel ist einfach eine Reise wert und man findet immer wieder neue schöne Ecken und Momente, die hängen bleiben.
Jetzt genießen wie den letzten Abend auf der Insel im Cockpit mit Erdbeertörtchen und einem Glas Sekt. Morgen geht es langsam Kurs Heimathafen. Der Abschied fällt schwer. Wenn der Morgen mit einem strahlenden Blau beginnt, kann der Tag nur wunderschön werden. Nach ein wenig Frühsport und einem leckeren Frühstück im Cockpit - leider ohne frischen Orangensaft, denn die Maschine im Brötchenladen ist defekt - starten wir zu einem Radausflug in den Osten der Insel. Wir wollen auch die andere Seite kennen lernen und machen uns auf den Weg. Dieser führt uns zuerst in den niedlichen Ort Oosterend. Die Fahrt durch die engen Straßen ist einfach nur schön. Von den Menschen geht es in die vermeindliche Einsamkeit. Im Nordosten der Insel gibt es einen Einschnitt in den Dünen und eine Art Meerarm, der sich bei Hochwasser mit Salzwasser füllt und ein Paradies für Vögel ist. Das Ganze steht zum Glück unter Naturschutz und die Menschen dürfen nur auf vorgeschriebenen Wegen wanden. Das Gute an der vermeindlichen Einsamkeit ist das Restaurant unterhalb des Aussichtspunkts, denn es gibt ein leckeres Softijs zur Stärkung und einen weiten Blick aufs Meer und zum nordöstlichen Ende der Insel. Von hier gibt es einen Fietspad entlang der Dünen zu dem Badeort der Insel, De Koog. Zum Glück auch der einzige. Uns zieht es zum Strand und einer kleinen Stärkung. Der Strand lädt noch zu einem Barfußbummel durch den feinen Sand ein. Hunde wuseln um einen herum, große und kleine Menschen liegen in der Sonne und einzelne, besonders mutige Exemplare stürzen sich sogar in die Nordsee zum Baden. Und doch lässt der Strand auch einsame Blicke zu. Gestärkt und mit Sand in den Schuhen gibt es noch einen Abstecher auf die Einkaufsmeile oder doch Fressmeile von De Koog. Hier drängen sich die Menschen. Schön, dass doch soviele die schöne Insel noch als Ziel genießen und dass es sich doch auch so verteilt, dass man ruhige Ecken findet. Auf den weiteren Wegen zum Hafen gibt es schöne Radwege unter Rundbögen, die durch Bäume gebildet werden und entlang an Entwässerungsgräben, die von schönen Holzbrücken überspannt werden. Hinter jeder Ecke gibt es eine neue Überraschung, für Mensch und auch Ziege..... Im Hafen angekommen, liegt eine schöne große Runde mit dem Rad über die Insel hinter uns und das Abendessen im 't Pakhuus am Hafen lockt.
Der Abend klingt nach dem schönen aktiven Tag mit einem sehr leckeren Abendessen im Visrestaurant 't Pakhuus aus.
Das Menü mit der passenden Weinempfehlung zu jedem Gang ist elegant abgestimmt und vom Koch ansprechend angerichtet. Es ist nichts übrig geblieben. Das letzte Glas Wein schmeckt noch unter den langsam erleuchtenden Sternen im Cockpit und die Koje lockt. Die Nacht hat sich über den Hafen gesenkt und der ein oder andere Stern schaut zwischen den Wolken hervor.
Wir sitzen im Cockpit und lauschen der guten Live-Musik aus der Hafenspelunke, die über das Wasser zu uns schallt. Das Schlagzeug gibt den Takt an und die Menschen jubeln der Band begeistert zu. Leise erwacht der Morgen im Stadthafen von Medemblik. Hier liegen wir sehr geschützt, nichts verrät uns, wie die Windlage auf dem IJsselmeer ist. Der Wasserkocher köchelt vor sich hin und das restliche deutsche Graubrot backt im kleinen Schwedenofen auf. Somit steht dem Frühstück auf See nichts mehr entgegen. Manchmal ist das mit dem Mond und den Gezeiten auch ein Fluch. Heute sollten wir spätestens um 10 Uhr in Den Oever geschleust haben, für eine gute Strömung nach Texel. Zum leckeren heißen Kaffee, der in dieser noch kühlen Morgenstunde die Finger wärmt, haben die Wolken wieder ein besonderes Spektakel an den Himmel gezaubert. Von einfach nur schön bis zum Ansatz eines Regenbogens. Dabei schmeckt der Kaffee und das Frühstücksbrot noch besser. Wenn da nicht das Thema mit 10 Uhr in Den Over wäre. Ich hatte nichts an der Besegelung geändert und der einschlafende Wind ist gegen die schöne kleine Fock. Also auf und die letzte Tasse Kaffee verschieben und das Vorsegel wechseln. Die kleine Fock liegt jetzt zusammengerollt in der Kajüte und man kommt eigentlich nirgendwo mehr hin, aber die letzte Tasse Kaffee schmeckt bei den über vier Knoten Fahrt noch besser. So nähern wir uns langsam dem ersten Ziel, der Schleuse in Den Oever. Die Sonne in dem großen blauen Wolkenloch taut uns angenehm auf. Nur was ist das, was sich dort schwarz am Horizont abzeichnet? Der Regen verschleiert ja die ganze Sicht auf unser Ziel. Nur schnell in die Regenklamotten, auf dass wir einigermaßen trocken durch die Schleuse kommen. Aber der Wettergott hat ein Einsehen mit uns und lässt die Regenschauer über Land abziehen. Die kleinen Ausläufer sind nicht der Rede wert, aber vielleicht liegt es auch an den Zaungästen, die beim Schleusen einfach gerne zuschauen und uns bestimmt die eine oder andere Haltungsnote geben. Nach einer gefühlten Unendlichkeit sind Schleuse und Brücke in Den Oever geschafft und es geht im Salzwasser voran. Das Wasser kann man riechen und das ist es, was am IJsselmeer noch fehlt. Aber bitte nicht, dass es jemand jetzt künstlich erfindet, solche Produkte gibt es heutzutage schon genug :-) Kaum sind die Segel gesetzt und, ich traue es mich kaum zu sagen, wir müssen immer noch hoch am Wind kreuzen. Und nach kurzer Zeit meinte es der Wind auch so gut mit uns, dass ich ein Reff ins Großsegel stecke. Wir haben einen neuen Ausspruch für das Kreuzen definiert: "Zicke Zacke Hühnerkacke!" Ob die Fischerboote am Wegesrand das auch so sehen oder nur denken, schau mal, die verrückten Segler sind wieder unterwegs...? Noch einmal das Reff aus dem Großsegel nehmen, damit wir die Vier-Knoten-Marke nicht unterschreiten und schon ist der Weg zum Ziel Waddenhaven auf Texel geschafft. Das Einfahren in den Hafen ist noch spannend. Der quersetzende Strom vor der Hafeneinfahrt sorgt für Aufregung, denn wir müssen ordentlich gegensteuern und mehr schräg als gerade in den Hafen einlaufen. Endlich sind die Leinen festgemacht. Und schon wieder stellt sich die Frage, haben wir so schlecht angelegt oder ist es Desinteresse? Ich bin mir sicher, wir haben eine innerliche 6,0 erhalten. Beim Anleger, einem leckeren Glas Sekt, helfen wir noch unseren Nachbarn beim Anlegen und die Möven haben die Landebahn freigeräumt für Aalscholver-Air. Gut, dass die Kormorane keinen Linienflug von Texel nach Köln durchführen.
Am Ende des Tages gibt es im Supermarkt noch Insel-Produkte zu probieren. Das Bier schmeckt und auf den Honig für das Frühstück morgen sind wir sehr gespannt. Heute Morgen, nach einem gemütliche Frühstück, ziehen wir los, grob in Richtung Texel mit dem Zwischenstopp Medemblik. Der Himmel ist wolkenverhangen und es heult noch ein wenig in den Masten. Wir haben das zweite Reff eingesteckt und die kleinste Fock gesetzt und laufen guter Dinge aus.... Wie man auf den Bildern sehen kann, setzen sich der blaue Himmel und die Sonne immer wieder und mehr durch - aber erst nach einem ordentlichen Regenschauer direkt nach dem Auslaufen. Als die Segel gesetzt sind und der Wal mit guter Geschwindigkeit hoch am Wind läuft, zeichnet sich auf dem Kompass ein kleines Desaster ab. Der Wind kommt aus der völlig falschen Richtung, nämlich von vorne. Das heißt bei den Seglern, man muss Zick-Zack-Kurs segeln, um das Ziel, das in Windrichtung liegt, zu erreichen. Dadurch verlängert sich die zu segelnde Strecke deutlich. Heute sind es bis Medemblik 30nm geworden. Der direkte Weg wären 20nm gewesen. Aber die vielen schönen Blicke auf das Wolkenspiel entschädigen uns... Endlich ist die letzte Ecke erreicht und wir können den Hafen von Medemblik anliegen. Auch nicht mehr ganz hoch am Wind, mit ausgereiftem Großsegel geht es mit rauschender Fahrt dem Ziel entgegen. Die 6kn stehen immer wieder auf der Logge und wir freuen uns auf den Hafen. Als der Wal im Stadthafen vertäut ist, gibt es eine leckere Reispfanne, um die kalten Glieder aufzutauen und einen leckeren Sekt als Willkommensgruß dazu.
Am Morgen in der Koje hält das Konzert des Windes an, nur die Sonne und der blaue Himmel locken zum Frühstück. Die Windvorhersage auf Windfinder deckt sich leider mit dem nationalen Wetterbericht im Büro des Hafenmeisters. Es sind immer noch 5 Bft. in Böen 6 und das ganze gegenan. Das heißt, wir müssten stundenlang bei sehr viel Wind gegen ihn ankreuzen und würden sehr durchgeschüttelt. So entscheiden wir uns für einen faulen Tag im Hafen und beginnen ihn mit Morgensport vor dem Frühstück. Nach einer schöpferischen Pause gegen Mittag gibt es im Anschluss Espresso und leckeren Kuchen. Ein wundervoller Sonnen-Sonntag mit vielen windigen Geräuschen in der Takelage endet am Abend in einsamer Stille. Der Wind hat sich mit allen Seglern des Wochenendes zurückgezogen und lässt auf einen schönen Segeltag morgen hoffen. Am Steg kehrt Ruhe ein und die Vögel erobern ihren Hafen zurück.
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March 2024
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